Hat mein Kind eine Sehstörung?
Diese Frage kann die Augenvorsorge beantworten. Im Durchschnitt hat fast jedes fünfte Kind im Alter von 4 Jahren eine unerkannte Sehstörung. Dieser hohe Anteil ist nicht erstaunlich, denn im Gegensatz zu Krankheiten gibt es bei Sehstörungen keine äußerlichen, mit bloßem Auge erkennbaren Symptome.
Bemerkt mein Kind seine Sehstörung?
Die betroffenen Kinder bemerken die eigene Sehstörung nicht selbst, denn sie sind es gewohnt, die Welt mit ihren Augen zu sehen und haben keine Vergleichsmöglichkeit.
Wozu dient die Augenvorsorge?
Die Augenvorsorge dient der frühzeitigen Erkennung von Sehstörungen. Werden Sehstörungen nicht in den ersten Lebensjahren erkannt und behandelt, können diese zu einer dauerhaften Sehschwäche führen. Eine Sehschwäche kann weder mit einer Brille, noch mit anderen Sehhilfen ausgeglichen werden und wird auch Amblyopie genannt.
Wann wird eine Augenvorsorge empfohlen?
Grundsätzlich sollten alle Kinder, die nicht bereits in augenärztlicher Behandlung sind, regelmäßig an einer Augenvorsorge teilnehmen. Die erste Augenvorsorge sollte so früh wie möglich erfolgen, am besten noch vor dem ersten Geburtstag. Danach muss sie regelmäßig wiederholt werden, da sich die Augen mit dem Wachstum verändern und dabei Sehstörungen neu auftreten können.
Worauf kommt es bei der Augenvorsorge an?
Ein wichtiger Bestandteil der Augenvorsorge ist die Refraktionsmessung. So kann schon bei Säuglingen festgestellt werden, ob sich die Augen altersgerecht entwickeln.
Sehen will gelernt sein!
Die Augen sind das wichtigste Sinnesorgan des Menschen, denn 80% aller Informationen nehmen wir über unsere Augen auf. Interessant ist, dass Neugeborene das Sehen genauso erlernen müssen wie Laufen und Sprechen. Die Fortschritte bei den ersten Gehversuchen oder dem Artikulieren der ersten Worte erleben die Eltern täglich mit. Wie und was Ihr Kind sieht, bleibt Ihnen dagegen verborgen. Zwei gesunde Augen sind für das Wohlergehen Ihres Kindes von zentraler Bedeutung, denn eine Sehschwäche in Folge einer Sehstörung beeinträchtigt die schulischen Leistungen, erhöht die Unfallgefahr im Straßenverkehr und schränkt die Berufswahl ein.
Wie lernen Kinder sehen?
Das Sehen besteht aus zwei Vorgängen, der Bildaufnahme durch die Augen und der Bildverarbeitung im Gehirn. Das Zusammenspiel von Augen und Gehirn müssen Neugeborene üben, damit sich der Sehnerv, bzw. die zum Sehen erforderlichen neuronalen Verknüpfungen zwischen Augen, Sehrinde und Augenmotorik ausbilden können. Dabei sind die ersten Jahre für die Entwicklung eines gesunden beidäugigen Sehens die wichtigsten. Treten in dieser Zeit Sehstörungen auf, so verläuft dieser Lernprozess unwiederbringlich fehlerhaft. Augen und Gehirn werden nicht richtig trainiert und das Kind wird nie seine volle Sehkraft erreichen. Man spricht dann von einer Sehschwäche, bzw. einer Amblyopie.
Warum reicht ein normaler Sehtest nicht aus?
Je früher eine Sehstörung erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Behandlungserfolge. Die normalen Sehtests können erst durchgeführt werden, wenn Ihr Kind bereits spricht. Darüber hinaus sind diese Tests nicht dazu geeignet, Refraktionsfehler zuverlässig zu erkennen.
Wer trägt die Kosten?
Im Gegensatz zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt, gehört die Früherkennung der Amblyopie beim Augenarzt nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen, wenn wie bei der heutigen Untersuchung kein Befund oder Symptom auf diese Krankheit hinweist. Als Eltern bezahlen Sie dafür privat ein maßvolles Honorar an den Augenarzt, falls Sie diese Untersuchung für Ihr Kind wünschen. Wir beraten Sie auch gerne darüber, in welchen Fällen die gesetzliche Krankenkasse für die Untersuchungskosten aufkommt. Ergeben die Vorsorge-Untersuchungen einen krankhaften Befund, werden alle weiteren Untersuchungen und die Behandlung von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Liebe Eltern,
die Augen Ihrer Kinder sind unser Anliegen. Statistisch gesehen findet sich bei jedem 20. eine einseitige Sehschwäche, die zunächst durch eine Brille nicht korrigiert werden kann, also gar nicht so selten. Bei frühzeitiger Entdeckung im Kindesalter können weit über 90 % dieser Sehschwächen erfolgreich behandelt werden, so dass die Kinder später im Erwachsenenalter auf beiden Augen eine normale Sehschärfe haben. Leider hat sich herausgestellt, dass bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen noch viele Sehschwächen unentdeckt bleiben, z.B. weil den Kinderärzten nicht alle diagnostischen Möglichkeiten der Augenärzte zur Verfügung stehen. Augen- und Kinderärzte empfehlen deswegen eine augenärztliche Untersuchung nach Dringlichkeit gestaffelt:
• sofort
bei sichtbaren Auffälligkeiten der Augen, wie z. B. Augenzittern, Hornhauttrübungen, grauweißlichen Pupillen, großen lichtscheuen Augen oder bei Lidveränderungen, hier besonders Hängelidern, die die Pupille verdecken, oder falls Sie sich nicht sicher sind
• mit 6 bis 12 Monaten
bei erhöhtem Risiko für Schielen oder für Fehlsichtigkeiten (optische Brechungsfehler) oder für erbliche Augenerkrankungen. Das liegt z. B. vor bei Frühgeburten, Kindern mit Entwicklungsrückstand, Geschwistern oder Kindern von Schielern und stark Fehlsichtigen (besonders Übersichtigen), sowie bei Kindern aus Familien mit bekannten erblichen Augenerkrankungen.
• mit 31 bis 42 Monaten
Alle übrigen, auch unverdächtigen Kinder zur frühzeitigen Entdeckung eines kleinwinkligen Schielens oder von optischen Brechungsfehlern. Ihr Kind hat derzeit keine Sehschwäche Der Kinderarzt hatte jetzt bei einer Vorsorgeuntersuchung den Verdacht, dass etwas nicht stimmt mit den Augen Ihres Kindes oder Ihnen selbst war etwas aufgefallen. Zum Glück hat die heutige Untersuchung diesen Verdacht nicht bestätigt. Ihr Kind hat auf beiden Augen eine altersgerechte Sehschärfe und schielt nicht. Diese Untersuchung erfasst aber nur 80 bis 85 der Risiken für die weitere Sehschärfeentwicklung.
Welche Risiken für eine Sehschwäche bestehen dennoch?
Kinder können kurzfristig über die Naheinstellmuskeln sehr große Fehlsichtigkeiten ausgleichen und dann beim Sehtest unauffällig sein. Eine höhere Übersichtigkeit oder verdeckte Organfehler können bei enger Pupille unentdeckt bleiben. Dies sind Risikofaktoren, die längerfristig zu Anstrengungssehbeschwerden und auch zu dauerhafter Sehschwäche führen können. Wir empfehlen Ihnen deswegen noch eine Untersuchung auf verdeckte Organfehler und Sehschwächerisiken, bei der die Naheinstellmuskeln vorrübergehend außer Kraft gesetzt werden (Zykloplegie). Erst damit können die restlichen Risiken mit größtmöglicher Sicherheit ausgeschlossen werden. Verschaffen Sie sich Sicherheit, dass mit den Augen Ihres Kindes alles in Ordnung ist. Verhindern Sie eine lebenslange Sehschwäche.